Die heile Basketball-Welt der 2. Regionalliga Südwest/Nord ist in Aufruhr, ja fast schon in Panik. Grund der Aufregung: Die Nachricht, dass der TV Lich II, Konkurrent der „Drachen“ in der Zweiten Basketball-Regionalliga wegen Urkundenfälschung und Täuschungsversuch für die nächsten sechs Spiele gesperrt worden ist – eine fast schon drakonische Strafe von Spielleiter Hartmut Großmann, die so noch nie da gewesen ist.
Doch was war eigentlich passiert? In der Partie von Lich gegen den ACT Kassel (87:71) gab der lange verletzte Dennis Körber beim TV sein Comeback. Erst nach dem Spiel war den Licher Verantwortlichen aufgefallen, dass Körber noch nicht als spielberechtigt galt, da dem Verband der Nachweis fehlte, dass der 30-Jährige Deutscher ist. Dies fiel den Verantwortlichen beim Eingeben des Spielberichts in das System der Liga auf, da man den Spieler Körber nicht eintragen konnte. Deshalb trugen die Verantwortlichen den Namen Jan Bokemeyer ein, der gegen Kassel überhaupt nicht gespielt hatte. Unabhängig davon, sei angeblich auch der Spielberichtsbogen verloren gegangen, weshalb die Licher einen neuen Bogen ausstellten – allerdings gleich mit dem Namen Bokemeyer statt Körber.
Dieses Vergehen beurteilte Großmann als Täuschungsversuch und Urkundenfälschung. Sein Urteil: Sowohl die Partie gegen Kassel als auch die kommenden sechs Spiele des TV Lich II werden mit 20:0 für den Gegner gewertet. Während die Licher Verantwortlichen beteuern, dies sei nicht mit Vorsatz passiert, läuten nicht nur in Nieder-Olm die Alarmglocken. Denn die „Drachen“ hatten erst vor wenigen Wochen gegen Lich unglücklich mit 58:62 verloren. Nun scheint die Strafe durch die Ligaleitung einer Wettbewerbsverzerrung gleich. „Es ist nicht unsere Aufgabe, zu bewerten, was Lich getan hat oder was die Hintergründe sind“, betont djk-Abteilungsleiter Sven Labenz. „Allerdings werden nun auch andere Mannschaften bestraft.“
Denn während sich Schlusslicht TG Nieder-Ingelheim, Licher Gegner am kommenden Wochenende, über den ersten Saisonsieg freuen darf oder der VfL Bad Kreuznach, der aufgrund einer Verlegung zweimal in den kommenden sechs Partien auf Lich getroffen wäre, zwei Erfolge einsackt, sehen sich die „Drachen“ und auch andere Mannschaften der Liga benachteiligt. „Wir werden dem Spielleiter noch einmal nahelegen, sein Urteil im Sinne des Sports zu überdenken. Natürlich sind Regeln wichtig, aber die Sportler sollen das Geschehen bestimmen“, sagt Labenz. Mit bisher acht Siegen und einer Niederlage gehörte der TV Lich II zu den Spitzenteams der Liga. „Jetzt bekommen einfach sechs Teams einen Sieg geschenkt und die anderen haben den Nachteil“, beklagt Labenz, das einige Mannschaften willkürlich von diesem Urteil profitieren.
Nur ein Punktabzug oder eine Geldstrafe sowie die Annullierung einer kompletten Halbserie wären Strafen, die alle Teams der Liga beispielsweise gleich behandeln würden. Der TV Lich hat bis zum nächsten Mittwoch Zeit Berufung gegen das Urteil einzulegen.