Eine ganz besondere Trainingsgruppe hat Sven Labenz aktuell ehrenamtlich unter seinen Fittichen: Der Abteilungsleiter der djk Nieder-Olm betreut die Basketballgruppe der Jugendvollzugsanstalt Wiesbaden (JVA) – ein nicht ganz alltäglicher Job. Oder doch!?
„Eigentlich ist das hier nicht anders als bei einem normalen Training. Zumindest so lange, bis man aus der Halle raus geht und sich auf dem Innenhof des Gefängnisses befindet“, sagt Labenz, der seinen Spielern Kommandos gibt, einfache Laufwege beibringt und mit ihnen an ihren Basics, wie Dribbeln, Passen und einfachen taktischen Maßnahmen arbeitet. Wie in einem ganz normalen Training auch. Warum seine Schützlinge hinter Gittern sitzen, weiß Labenz nicht. Um ihre Resozialisierung nicht zu gefährden, darf ein Außenstehender den Grund der Verurteilung nicht erfahren.
Labenz weiß nur, dass die 18 bis 24 Jahre alten Gefangenen gewöhnlich wegen Straftaten wie Diebstahl, schwerer Körperverletzung, Drogenhandel oder Mord einsitzen. Das alles spielt aber in der Halle und für Labenz keine Rolle. Ganz im Gegenteil. Der Sport ist eine willkommene Abwechslung zum Alltag in der JVA, der meist nur aus Arbeit, Hofgang und viel Zeit in der Zelle besteht.
„Im Mittelpunkt steht natürlich der Teamgedanke. Niemand gewinnt oder verliert alleine, sondern immer die Mannschaft“, sagt Simon Kaiser, Leiter der Abteilung Sport und Freizeit der JVA, der Labenz und die djk Nieder-Olm angesprochen hatte. „Neben Fairness und Respekt sollen die Spieler lernen, dass Sport verbinden kann, egal welcher Nationalität oder Religion jemand angehört“, erklärt der 30 Jahre alte Sportpädagoge und fügt lachend an: „Sport ist quasi das Trojanische Pferd der Pädagogik.“ Das Basketballprojekt ist Teil eines neuen Sportkonzepts der Jugendstrafanstalt. „Wir setzen seit 2011 auf Fitnesssport und hier vor allem auf Mannschaftssportarten“, sagt Kaiser. Häftlinge, die auf der Hantelbank liegen und Gewichte stemmen, sucht man in der JVA vergeblich. Neben Basketball können die Häftlinge noch Fußball, Handball, Volleyball oder Faustball sowie Einzelsportarten wie Tennis, Badminton oder Tischtennis trainieren.
Vorerst sind wöchentliche Trainingseinheiten bis Ostern und sogar ein Freundschaftsspiel gegen das Regionalliga-Herren-Team der „Drachen“ geplant – und darauf will Sven Labenz seine neuen Schützlinge so gut es irgendwie geht vorbereiten. Doch schon jetzt können sich beide Seiten vorstellen, die Zusammenarbeit zu verlängern. „Der Trainer ist stabil“, lachte einer der Häftlinge nach den ersten Einheiten und drückt damit den Wunsch der Insassen nach regelmäßigem Basketball-Training aus. „Nach dem Training ist man schon gut ausgepowert“, pflichtet ihm ein Teamkollege bei.
Djk-Basketball-Chef Labenz arbeitet mit den Gefängnisinsassen vor allem im taktischen Bereich und versucht dem Spiel der Häftlinge etwas mehr Struktur zu geben. „Die Jungs können schon spielen, aber viele kommen aus dem Streetball und sind den klassischen Mannschafts-Basketball, vor allem in der Verteidigung, noch nicht gewohnt. Daran arbeiten wir aktuell hauptsächlich“, so Labenz, der die Truppe seit Anfang Januar betreut.
Die ehrenamtliche Unterstützung der JVA Wiesbaden ist neben dem Projekt „3-Punkte für die Region!“ und der Teilnahme an der „72-Stunden-Aktion“ des BDKJ eine weitere Ergänzung der sozialen Aktivitäten in der Vereinsarbeit des rheinhessischen Sportvereins.