Nach nur einem Jahr Abwesenheit kehrt der TV Kirchheimbolanden in die Basketball-Regionalliga zurück. Die Mannschaft um Trainer Miro Sovic krönte vor über 150 mitgereisten TVK-Fans mit dem 100:72 (48:44)-Sieg beim VfL Bad Kreuznach eine starke Saison. Ausgelassen feierten Spieler und Zuschauer den Titelgewinn in der Oberliga.
„Diese Kulisse ist verrückt, diese Atmosphäre ist Wahnsinn“, bringt Marco Marzi vom Basketballverband Rheinland-Pfalz die Stimmung in der bis auf den letzten Platz gefüllten Sporthalle vor Spielbeginn auf den Punkt. „So etwas gibt es nicht oft in der Regionalliga.“ Ein große Blechlawine mit vielen Autos und einem eigens gecharteren Fan-Bus machte sich am Samstag Abend auf den Weg von Kirchheimbolanden zum finalen Countdown nach Bad Kreuznach. „Kibos“ Anhänger, gut die Hälfte der 300 Zuschauer, machen aus dem Auswärtsspiel ein Heimspiel. Mit Rasseln, Sirenen, Trompeten und Trommeln heizen sie bereits bei der Mannschaftsvorstellung gut ein und sorgen für Hexenkessel-Atmosphäre in dem hautengen, tollen „Basketball-Tempel“.
„Ich hatte versucht, in den letzten Wochen die Bedeutung des Spiels aus den Köpfen der Spieler zu bringen. Das Ziel war, die Aufgabe so wie jede andere anzupacken. Doch das funktionierte in der ersten Halbzeit nicht. Jedem war der besondere Druck anzumerken. Deshalb zeigten wir in der Abwehr auch zunächst nicht zu unsere gewohnt gute Leistung“, erklärte TVK-Trainer Miro Sovic die 44 Gegentreffer in Hälfte eins. „In der Kabine machte ich den Jungs klar, dass sie heute nur über die Defensive das Spiel gewinnen können. Wir wissen, dass wir eine hohe Qualität haben und vorne pro Viertel immer für über 20 Punkte gut sind.“
Sovic´s Plan ging auf, sein Team stand nach Seitenwechsel enger bei den Gegenspielern, ließ keine freie Würfe mehr zu, erhöhte so Kreuznachs Fehlquote und kam nach Ball- und Reboundgewinnen schneller in den Angriff. Gab es vor der Pause so gut wie keinen Schnellangriff, so verwundeten die nun wie aufgedreht spielenden TVK-Korbjäger die Rheinhessen ein ums andere Mal in Überzahlsituationen. „Im Angriff kannst du alleine treffen, aber eine gute Verteidigung funktioniert nur, wenn alle Fünf mitmachen. Das haben wir in der zweiten Halbzeit beherzigt“, freute sich der mit großem Herzblut an der Seitenlinie arbeitende TVK-Coach. „Wir hatten nach dem Seitenwechsel die meiste Zeit vier Außen- und nur einen Innenspieler auf dem Feld, waren dadurch schneller auf den Beinen und spielten felxibler. Das gab den Ausschlag, dass wir uns gleich nach Wiederbeginn mit einer 13:2-Serie deutlich absetzen und später Punkt für Punkt den Vorsprung ausbauen konnten.“
Das vierte Viertel, als der Titelgewinn perfekt war, gab es schöne Treffer zu bewundern – die Fans waren dank hervorragender Unterhaltung und wegen des besonderen Triumphes aus dem Häuschen. Sie klatschten die letzten beiden Minuten stehend Beifall. Auch der VfL Bad Kreuznach erwies sich als fairer Gastgeber, bereitete den TVK-Cracks eine schöne Meisterfeier und stimmte in der Halle ein Geburtsstagsständchen für Christoph Flachs an, der die Oberliga-Meisterschaft an seinem 16. Geburtstag sicherlich nicht vergessen wird. TVK-Abteilungsleiter Slavko Strock hatte mit dem erfolgreichen Saisonabschluss wohl gerechnet. Denn er verteilte direkt nach Abpfiff an alle Spieler Meister-T-Shirts, mit denen die glücklichen Champions ihr Bad in der Menge genossen.
Spielprotokoll: Comicks Meisterstück von der Mittellinie 1. Minute: Nach nur zehn Sekunden trifft Michael Comick aus der Ecke und reckt die Faust nach oben – zuerst zur Mannschaft und dann zu den Fans: 0:2.2. Minute: Thomas Wagner erhöht mit einem Dreier und einem Fastbreak zum 1:7.6. Minute: TVK-Topscorer Comick trifft traumhaft sicher aus sieben Metern Entfernung: 9:16. 8. Minute: Der VfL Bad Kreuznach kommt besser ins Spiel und verkürzt auf 19:20.13. Minute: Mit zwei Freiwürfen und einem Weitdistanzwurf verschafft Comick dem TVK wieder etwas Luft: 23:31.17. Minute: Stephan Breckheimer ist von den Sovic-Schützlingen kaum zu stoppen. Der Ex-TVK-Korbjäger verkürzt zum 38:40.18. Minute: Der VfL Bad Kreuznach gleicht zum 40:40 aus.19. Minute: Stephan Beck, Kreuznachs bester Korbjäger, bringt zum ersten und einzigen Mal den VfL mit 44:43 in Führung.20. Minute: Pavo Jankovic gibt nach Ballgewinn in dem schnellen, spannenden Match noch vor Seitenwechsel die Antwort zum 44:45.Mit der Halbzeitsirene: Comick, der Teufelskerl im TVK-Trikot, wirft den Ball noch in der eigenen Hälfte kurz vor der Mittellinie Richtung gegnerischen Korb und trifft – die Halle steht nach dem spektakulärsten Treffer des Abends Kopf.In der Halbzeit: Das Endergebnis aus Nieder-Olm macht die Runde. Die DJK siegt 96:62. Jetzt weiß es jeder: Der TVK wird keine Schützenhilfe erhalten. Sovic & Co. müssen selbst gewinnen, um Meister zu werden.22. Minute: Der TVK verteidigt härter und schaltet noch einen Gang höher. Wirbelwind Thomas Wagner trifft zum 46:57.24. Minute: Christof Thauern passt mit blindem Verständnis mit einem Rückpass über den Kopf zu Wagner, der auf 46:61 erhöht.29. Minute: Mit einer 9:1-Serie rücken die Gastgeber dem Turnverein zum 57:64 wieder etwas auf die Pelle.30. Minute: Eine Sekunde vor der letzten Viertelpause baut Heiner Thauern nach feinem Comick-Zuspiel den Vorsprung auf 57:69 aus.35. Minute: Als Wagner einen Dreier fast von der Seitenlinie zum 63:83 trifft, ist jedem klar: Der TVK ist auf Titelkurs!38. Minute: Christof Thauern passt im Schnellangriff uneigennützig auf Comick. Der Amerikaner stopft per Einhand-Dunk: 66:92.40. Minute: Philipp Moßmann erzielt den 100. TVK-Treffer, das Team lässt bereits vor der Schlussirene die Sektkorken knallen.
So spielten sie:
VfL Bad Kreuznach:S. Beck (27), Breckheimer (13), Krumbiegel, Theis, Gerngroß (15), Scherer (2), Pohl, Merk (9), M. Beck (4), Weinsheimer (2), Streiter.
TV Kirchheimbolanden:Comick (36), Wagner (21), Heiner Thauern (17), Kadic (8), Jankovic (7), Moßmann (6), Ford (4), Christof Thauern (1), Puljas, Flachs.
Beste Spieler:Beck, Breckheimer – Comick, Wagner, Jankovic, Kadic. – Zuschauer: 300. – Schiedsrichter: Stefanie Bauer (Oppenheim), Timo Kroke (Mainz).