Der TV Kirchheimbolanden, ältester pfälzischer Basketballverein, hat die Intensivstation wieder verlassen. Der Traditionsclub meldete sich diese Saison mit dem Gewinn der Oberliga-Meisterschaft und dem Regionalliga-Aufstieg eindrucksvoll zurück. Genau so wichtig war die Art und Weise, wie der Triumph zu Stande kam.
Vor einem Jahr sah dies noch anders aus. Mit dem Abstieg in die Oberliga erreichte die September 2006 begonnene Talfahrt mit vier Trainern in zwei Spielzeiten ihren Höhepunkt. Die Zuschauer waren weggeblieben, das Team drohte auseinanderzubrechen. Ein Neuanfang in der Landesliga war nicht ausgeschlossen. Abteilungsleiter Slavko Strock zeigte in seinem Handeln in dieser schweren Zeit Rückgrat. Mit großer Konsequenz brachte er den sinkenden Kahn wieder auf Vordermann. Ein goldenes Händchen bewies Strock beim Neuaufbau mit der Verpflichtung des Trainers Miro Sovic letzten Sommer – der Beginn der Trendwende!
Der erfahrene Kroate formte aus einem zerstrittenen Haufen wieder eine intakte Einheit. Sovic weckte die lange Zeit erfolgreichen TVK-Tugenden wie Teamgeist, Wille und Leidenschaft zu neuem Leben. Mit kompromisslos guter Abwehr von durchschnittlich nur 65 Gegentreffern pro Match legte er den Grundstein für 20 Siege in 22 Spielen. Die Defensiv-Power beflügelte das Angriffsspiel: So begeisterte der TVK nach Ball- und Reboundgewinnen mit effektiven Kombinationen und sehenswertem Tempo-Basketball. „Vorne kann man alleine treffen. Doch eine richtig gute Abwehr funktioniert nur, wenn alle fünf Mann mitmachen“, verrät der 41Jährige sein Erfolgsgeheimnis.
Sovic hielt die letztjährigen Leistungsträger Heiner Thauern und Jermaine Ford, beides TVK-Eigengewächse, sowie Wirbelwind Thomas Wagner und 2,06-Meter-Mann Dzemsudin Kadic und holte mit den erfahrenen Christof Thauern, Elvis Pendic und Pavo Jankovic drei Schlüsselspieler ins Team. Sein größter Coup gelang im Januar, als Sovic den Amerikaner Michael Comick in die Kleine Residenz lotste. Der Drei-Punkte-Spezialist traf traumhaft sicher und gab der Mannschaft den entscheidenden Schub für das Saisonfinale. Die Talente Max Demmerle und Philipp Moßmann brachten viel Sturm und Drang ins Team und passten ebenfalls perfekt in Sovic´ Puzzle. Der TVK-Trainer bewies vor der Runde auch Mut, in dem er Kirchheimbolandens Nachwuchsspieler Jure Puljas (20) und den letzten Samstag mit dem Titelgewinn erst 16 Jahre alt gewordenen Christoph Flachs in den Oberliga-Kader holte, sie förderte und forderte. Mit seiner Teambildung sorgte er nicht nur für sportlichen Erfolg, sondern auch für große Identifikation zum Publikum. Nach nur rund 50 Fans im letzten Abstiegsjahr pilgern jetzt wieder durchschnittlich über 200 Zuschauer in die TVK-Halle. In Bad Kreuznach machten über 150 TVK-Anhänger das letzte entscheidende Spiel sogar zu einem Heimspiel….
Umfrage im TVK-Team: Was gab den Ausschlag für den Titelgewinn in der Oberliga?
Thomas Wagner (24 Jahre): Wir haben eine ganze Saison lang hart dafür gearbeitet und gekämpft. Deshalb waren wir oft den Gegnern auch deutlich überlegen. Wir wollten den Titel einfach ein Stück mehr als die anderen. Das gab den Ausschlag.
Michael Comick (25): Wir gaben in jedem Training alles und verstanden und als Team. Wir hatten ein klares Ziel vor Augen.
Pavo Jankovic (30): Fünf Gründe waren entscheidend: Erstens hatten wir die beste Abwehr der Liga, zweitens besaß jeder einzelne Spieler große individuelle Klasse. Drittens war unser Zusammenhalt sehr gut. Viertens wurden wir von einen sehr, sehr guten Trainer eingestellt und fünftens – und das war ganz entscheidend – hatten wir die besten Fans der Liga.
Christof Thauern (28): Michael hat große Erfahrung, Pavo und Elvis spielten bereits Zweite Liga, selbst Heiner schnupperte beim 1. FCK in der Zweiten Liga schon einmal herein. Wir hatten eine große Qualität im Kader. Deshalb wurden wir Meister.
Jure Puljas (20): Wir waren eine super Einheit, die Chemie im Team stimmte einfach.
Christoph Flachs (16): Unser Coach hat es voll drauf. Er wusste genau, wann wir mal einen Anschiss brauchen und holte mich oder auch andere im Team immer wieder rechtzeitig auf den Boden der Tatsachen zurück.
Philipp Moßmann (18): Wir waren auf den Aufstieg fixiert. Jeder wollte den Titel, die Einstellung stimmte hundertprozentig.
Dzemsudin Kadic (23): Es gab auch schwierige Phasen. Es gab auch Trainingseinheiten, in denen wir gestritten und uns angeschrieen haben. Doch wir hielten danach immer zusammen und wurden noch stärker. Wir hatten einfach den größten Biss.
Heiner Thauern (24): Mit unserer starken Defensivleistung sorgten wir immer für den entscheidenden Unterschied. Gerade in den direkten Duellen gegen die DJK Nieder-Olm hat man deutlich gesehen, wie sehr wir alle den Titel und Aufstieg wollten.
Jeramine Ford (27): Da gibt es eigentlich nur einen Grund: Wir hatten die beste Verteidigung der Liga!
Miro Sovic (41), Trainer: Die Qualität im Team war sehr hoch. Es dauerte zwar einige Zeit, bis wir uns alle aneinander gewöhnt hatten. Doch dann setzte jeder Spieler mit Intelligenz meine Basketball-Philosophie perfekt um. Die Mannschaft entwickelte sich gut und bleibt in der entscheidenden Saisonphase in ihrer Leistung konstant. Besonders freute mich, dass sich auch das ganze Umfeld im Verein und bei den Anhängern so toll entwickelte. Ich habe schon höher trainiert, aber es noch nie in Deutschland erlebt, dass so viele Fans uns auswärts unterstützen. Nicht nur, dass wir in Nieder-Olm und Bad Kreuznach die halbe Halle hinter uns hatten. Es gab auch Fans, die 150 Kilometer und mehr uns begleiteten. Das war Wahnsinn, das hat riesig Spaß gemacht!
Slavko Strock (36), Abteilungsleiter: Miro machte einen tollen Job. Er schaffte es, zwölf sehr gute Spieler unter einen Hut zu bekommen. Unsere Mannschaft war einfach besser als die anderen Teams und unsere Fans waren eh die Besten. (uwe)
Die bisher größten TVK-Erfolge
Achtelfinale Deutsche Meisterschaft 1961
Viertelfinale Deutsche Meisterschaft 1962, 1963
1. Bundesliga 1969/1970
Deutscher C-Jugend-Meister 1978
Regionalliga-Aufstieg 1984, 1991, 1999, 2009
Südwestpokal-Sieger 1986,1990,1993
Pfalz-Pokalsieger 1989, 1990, 1991
Play-Offs zur 2. Bundesliga 1994
Rheinland-Pfalz-Pokal Sieger 2006