Die Parallelen sind da. Und doch wieder nicht. Nichts desto trotz wird sich Patrick Heckmann im kommenden Jahr – ob gewollt oder ungewollt – mit Robin Benzing vergleichen lassen müssen. Der Forward wechselte Anfang Juni zum Zweitligisten TV Langen, wo einst Benzing seine ersten Bundesliga-Meriten verdiente.
Es ist gut zwei Jahre her, da richtete der TV Langen das TOP4 der Nachwuchs Basketball Bundesliga aus. Ob eines starken Kaders hofften die Hessen seinerzeit auf eine Teilnahme an der U19-Endrunde vor heimischem Publikum, mussten sich im Viertelfinale jedoch dem TSV Tröster Breitengüßbach geschlagen geben. So kam esschließlich dazu, dass Benzing in der ehrwürdigen Georg-Sehring-Halle nicht auf dem Parkett zum Spinmove ansetzte, sondern am Eingang Tageskarten abriss. Ein Jahr später stand nicht nur der Vereinswechsel nach Ulm an, sondern auch die Berufung in die Nationalmannschaft und erfrischende Auftritte bei der Europameisterschaft in Polen. Wie die Zeiten sich ändern…
Es ist gut zwei Jahre her, da kannte Patrick Heckmann kaum jemand in Basketball-Deutschland. Er war gerade aufgebrochen, um ein Jahr an der Cheyenne Mountain High School weitab der Heimat in den Vereinigten Staaten zu verbringen. So kann er nicht mit dem ASC Mainz in der ProB auflaufen. Der Aufsteiger spielt eine starke Saison und sorgt dank des amerikanischen Duos Anish Sharda (20,5 PpS, 6,6 ApS) und Mike Zuiderveen (19,0 PpS, 13,1 RpS) für frischen Wind in der Liga. Am Ende spring ein hervorragender elfter Platz dabei heraus. Neben dem dominanten Guard und unermüdlich arbeitenden Center hätte Coach Hans Beth auf dem Flügel sicher Platz gefunden, um einem Youngster wie Heckmann viel Auslauf zu gewähren.
„Bei ihm war früh klar, dass er unheimlich viel Talent mitbringt“, berichtet Wolfgang Ortmann, der seinerzeit in der ProB das Amt des Assistenz-Trainers in Mainz innehatte. „Mit neun oder zehn Jahren ist er zu uns in den Verein gekommen und wollte direkt bei der U14 mittrainieren.“ Dieser Ehrgeiz hat ihn all die Jahr immer vorangetrieben und besser gemacht, denn Heckmann scheute nie die Herausforderung. Ortmann ist es auch, der Heckmann nach seiner Rückkehr aus den USA in der NBBL und Regionalliga im Sommer 2009 unter seine Fittichen bekommt. Das Jahr in Übersee hat dem Schlaks in puncto Toughness mehr als gut getan. Bei den Senioren hält er gut gegen ältere Spieler mit, im ausgeglichenen Kader der ASC-U19 avanciert er von Beginn an zum Alphatier. „Bevor Patrick aus den Staaten wiederkam, habe ich nur ein dreiminütiges Video von ihm gesehen. Da war mir klar, dass wir in der Qualifikation keine Probleme haben würden“, so Ortmann. „Die Jungs kannten sich ja alle schon, und um ihn herum ließ sich das Team natürlich sehr gut aufbauen.“ Seine Premiere in der NBBL (ausgerechnet gegen Langen) beendet er mit 25 Punkten, am zweiten Spieltag lässt Heckmann 40 Zähler gegen den MBC folgen. Insgesamt schreibt sich der 18-Jährige vier Mal 30 Punkte oder mehr ins Statistikbuch. Eine Einladung zum NBBL-Allstar Game im Rahmen des Beko BBL ALLSTAR Day ist nahezu selbstverständlich. Dort mutiert er beim 72:68-Erfolg nach Verlängerung der Süd-Auswahl zum Matchwinner, indem er wenige Sekunden vor Ende der Overtime einen schwierigen Dreier zum Endstand einnetzt. Seine 19 Punkte, garniert mit kühlem Kopf und immenser Nervenstärke, machen ihn zum wertvollsten Spieler (MVP) der Partie. Viel Zeit zum feiern bleiben ihm allerdings nicht, denn am nächsten Tag steht ein Punktspiel mit der Regionalliga-Mannschaft an.
Überhaupt wird 2009/2010 für Heckmann eine basketballerische Dauerveranstaltung. „Er, aber auch der Rest des NBBL-Teams, hat ein wirklich langes Jahr hinter sich gebracht“, erläutert Coach Ortmann. „Immerhin haben wir durch die Qualifikation bereits im Juni 2009 spielen müssen, dazu kam die Doppelbelastung in der Regionalliga, wo die komplette Starting Five viele Minuten bekommen hat.“ Nach dem ALLSTAR Game wollen mit Mainz die NBBL-Playoffs dingfest gemacht werden, zudem nimmt er mit der U18-Nationalmannschaft am Albert-Schweitzer-Turnier teil – und belegt dort mit dem zweiten Rang die beste jemals erreichte deutsche Platzierung. Dass Heckmann (der während der Serie verletzungsbedingt ausfällt) mit seiner Vereinsmannschaft in der ersten Playoffrunde gegen die BBA Ludwigsburg 0:2 unterliegt, wiegt da nur halb so schwer. Dennoch fährt er zur Endrunde nach Bamberg, um aus den Händen von Bundestrainer Dirk Bauermann die Trophäe als NBBL-MVP entgegen zu nehmen.
Die individuellen Ehrungen, aber auch die mannschaftlichen Erfolge zeigen, welche Entwicklung Heckmann im abgelaufenen Basketball-Jahr gemacht hat. Sicher hat er noch Luft nach oben, sicher hat er mit seinen 18 Lenzen noch nicht sein volles Potenzial abgerufen. Die trainings- und spieltechnischen Voraussetzungen in Langen werden ihm dabei helfen, den oft-zitierten nächsten Schritt zu gehen. Bei den „Giraffen“ kann er in der ProB an den Start gehen, mit Nico Barth (Jhg. 1992) steht dem MVP ein weiterer NBBL-ALLSTAR und guter Freund zur Seite. Ortmann: „Die Entscheidung für Langen war eine komplett Liga-abhängige. Ich denke, dass der Schritt in Richtung ProB für Patrick genau der richtige ist.“ Zumal Heckmann beim TVL die Möglichkeit hat, sich nach den verletzungsbedingt verpassten NBBL-Playoffs für eine Postseason im Seniorenbereich zu qualifizieren. Durch die Aufstockung der ProB auf 24 Mannschaften in zwei Spielgruppen stehen nach der Hauptrunde erstmals in der 2. Basketball Bundesliga Playoffs auf dem Plan. Ein Zwischenziel auf der Entwicklungsleiter, das Patrick Heckmann sicher schon im Hinterkopf hat…(NBBL / JB)