Der Basketballverband Rheinland-Pfalz hat ein neues Kapitel im Bereich Leistungssport aufgeschlagen. Nach 20 Jahren hat Konstantin Zalonis das Zepter an Rainer Chromik übergeben. Der 62jährige Grieche hat am 1. März 2012 die sog. Passivphase seiner Altersteilzeit angetreten und weiß seine langjährig aufgebauten, erfolgreichen Strukturen in gute Hände übergeben. Schließlich hat er seinen Nachfolger selbst in jungen Jahren an den Leistungssport herangeführt. Gut 20 ehemalige Weggefährten haben dem Pensionär eine Überraschungsbesuch abgestattet und gebührend verabschiedet. Uwe Eid hat den Pensionär für bvrp.de zum Gespräch gebeten.
Kostas, zwei Jahrzehnte sind Sie für die Basketball-Nachwuchsförderung in Rheinland-Pfalz verantwortlich. Das ist eine lange Zeit. Erinnern Sie sich überhaupt noch an die Anfänge?
Steckbrief 62 Jahre Die wichtigsten Basketball-Stationen: |
Aber natürlich. Als mich 1992 mein früherer Freund Günter Glasauer nach Speyer holte und ich im Rahmen der neu geschaffenen Stelle als hauptamtlicher Basketball-Landesleistungstrainer meine Arbeit aufnahm, gab es in Rheinland-Pfalz keine vernünftigen, professionellen Strukturen. Die Verbandsarbeit wurde damals nebenbei gemacht, Honorartrainer kümmerten sich um die Auswahlmannschaften und die Nachwuchsförderung. Wir haben seit dieser Zeit viel verändert und sehr viel bewegt. Die Erfolge sprechen für sich. Günstig war sicherlich, dass mit der Schaffung meiner neuen Stelle durch den Landessportbund, der mein Arbeitgeber ist, parallel ebenfalls im Jahr 1992 das Basketballinternat Speyer und die Sportschule Schifferstadt gegründet wurden.
Was waren genau Ihre Aufgaben und Verantwortungsbereiche?
Wir haben jedes Jahr vier Jugendmannschaften in der Förderung, jeweils zwei Jahrgänge bei den Mädchen und Jungen. Für alle Teams und die Entwicklung der Talente sowie die Nachwuchskonzepte hatte ich die Gesamtverantwortung, darüber hinaus betreute ich zwei Mannschaften selbst als Headcoach.
Sie sprachen die großen Erfolge an. Welche fallen Ihnen dabei auf Anhieb ein?
Das sind zum einen die individuellen Leistungen. Zahlreiche Talente haben wir bis zu Nationalspielern entwickelt. Das waren so viele, dass ich die Anzahl in den 20 Jahren gar nicht mehr weiß. Andrea Glasauer, Florian Hartenstein, Mike Zirbes oder natürlich Simon Schmitz und natürlich Elias Harris von der SG TV Dürkheim/BI Speyer fallen mir da spontan ein. Mit Yannik Kneesch, Matthias Meier, Sebastian Heck und Sunniva Ferri haben wir aktuell sogar vier junge Leute aus der Region, die auf deutscher Ebene gefördert werden. Unvergessen bleiben natürlich die ganz großen Mannschaftserfolge mit gleich mehreren ersten Plätzen beim Bundesjugendlager. Ein Riesentriumph war der Gewinn der Deutschen Meisterschaft der 1982er Mädchenauswahl mit Andrea Glasauer und Nicole Kirschhoch. Nicht weniger bedeutete für mich der zweite Platz mit den 1990er Mädchen, bei denen Marie Schwaab dabei war. Überragend war natürlich jüngst der Titelgewinn des 95er Jungenteam mit SG-Ass Sebastian Heck, als wir im Endspiel die Auswahl von Berlin mit 40 Punkten Differenz aus der Halle fegten. Nach dieser Leistung kam Bundestrainer Dirk Bauermann zu mir und gratulierte nicht nur zum Erfolg, sondern auch zu dem modernen Basketball, den wir spielten.
Was hat Sie in der langen Zeit am meisten beeindruckt?
Da muss ich nicht lange überlegen. Das ist Ausnahmeathlet Elias Harris von der Spielgemeinschaft, zu dem ich heute noch intensiven Kontakt habe. Ich erinnere mich noch genau, als er als 12jähriger das erste Mal bei mir in der Halle stand. Seine Entwicklung maßgeblich begleiten zu dürfen, das hat mich am meisten beeindruckt. Elias Harris ist ein außergewöhnlicher Junge, momentan steht er kurz vor dem Einzug in die College-Endrunde. Das ist einfach sensationell. Er hat das Zeug dazu, in der besten Liga der Welt zu spielen. Wenn ihn Europa nicht lockt, bin ich mir sicher, dass er den Sprung in die NBA schaffen wird. Für diesen Fall haben wir sogar einen Deal. Für sein 1. Endrunden-Spiel erhalte ich von ihm Freikarten. Dann fliege ich nach Amerika.
Gab es auch Rückschläge?
Natürlich. Das waren zum Beispiel die großen Querelen in Speyer mit der Trennung vom Basketballinternat vom TSV Speyer. Familie Kopf, die unglaublich viel für den Basketballsport leistet, hatte aber zum Glück alles ins ruhige Fahrwasser gebracht. Auch der Deutsche und Rheinland-Pfälzische Basketballbund sowie der Landessportbund haben vieles bewirkt und bewegt für die Nachwuchsförderung in den letzten 20 Jahren.
Mit dem in Speyer wohnhaften Reiner Chromik wurde nach einem Auswahlverfahren durch den Basketballverband Rheinland-Pfalz Ihr Nachfolger bestimmt. Ist er der Geeignete?
Reiner Chromik war sieben Jahre lang Landestrainer in Baden-Württemberg, danach vier Jahre Bundestrainer, er betreute früher ein Damen-Bundesliga-Team in Düsseldorf und mehrere Herren-Zweitligisten, arbeitete mit mir in den 1990er Jahren als Assistenztrainer zusammen und leistet jetzt ja auch schon lange Zeit großartige Abeit im Basketballinterbat Speyer. Wenn er nicht der Richtige ist, dann weiß ich nicht, wer mein Nachfolger werden soll. Reiner Chromik ist diese Herausforderung wie auf den Leib geschnitten. Wichtig ist nur, dass es auch weiterhin eine enge Zusammenarbeit am Standort Speyer mit dem Basketballinternat, dem Landesleistungszentrum und der Sportschule in Schifferstadt gibt. Diese Symbiose ist enorm wichtig. Würde der Landesleistungstrainer nicht an diesem Standort sitzen und aus unmittelbarer Nähe alle Fäden ziehen können, wäre das für alle Beteiligten und die Nachwuchsförderung ein großer Rückschritt. Wir würden ein sehr erfolgreiches System zerschlagen und zurück in die Steinzeit fallen. Wir haben hier Strukturen, um die uns viele von anderen Sportarten oder aus anderen Basketballregionen in Deutschland beneiden. Dieser erfolgreiche Weg muss weiter beschritten werden!
Kostas, welche Pläne haben Sie in Ihrem neuen Lebensabschnitt ?
Ich werde viel segeln gehen auf dem Altrhein. Segeln ist meine große Leidenschaft, dafür hatte ich die letzten Jahre nicht so viel Zeit. Im Basketball werde ich mir die Rosinen herauspicken und interessante Spiele besuchen. Natürlich werde ich dem Basketballsport, meine große Leidenschaft, verbunden bleiben. Wenn der Verband es möchte, werde ich auch weiterhin gerne als Auswahltrainer für eine Landesmannschaft zur Verfügung stehen.
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Viele ehemalige Weggefährten kamen bei „Kostas“ Zalonis überraschend mit einem vom Koch des Bundesleistungszentrums Heidelberg zubereiteten Bufet vorbei. Darunter BVRP-Präsident Gerhart Aichert, BVRP-Vizepräsidentin Jutta Kopf, BVRP-Vizepräsident Holger Handermann, Nachfolger Rainer Chromik, BIS Speyer Vorsitzender Helmut Kopf und sein Sohn Gerd, Regioanalliga-Spielleiter und DBB-Vertreter Hartmut Großmann, DBB-Bundestrainer Kay Blümel sowie die ehemaligen Trainer-Kollegen Carsten Steiner und Rolf Zehlen.