Kein Spiel für schwache Nerven boten die TSV TOWERS Speyer-Schifferstadt am Sonntag Abend den mehr als 150 Zuschauern in der Speyerer Osthalle. Aussichtslosigkeit und Hoffnung waren eng beieinander im Spitzenspiel der 2.DBBL Gruppe Süd, das seinem Anspruch vor allem in puncto Spannung mehr als gerecht wurde.
18:30 Uhr – Tipp-off: die meisten Zuschauer auf den Rängen stehen und feuern ihr Team zum ersten Korberfolg an; den besorgt Mandy Müller allerdings erst zum 2:6. Die Defense der Bambergerinnen arbeitet gut, Speyer tut sich schwer und trifft zu diesem Zeitpunkt wenn dann aus dem Halbfeld durch Samis oder Müller. Schnell liegen die TOWERS 8:20 hinten und Schlimmes muss befürchtet werden. Was folgt ist ein furioser 13:0 Lauf der Hausherrinnen zur 21:20 Führung nach dem ersten Viertel. Und wieder stehen die Zuschauer.
Headcoach Mike Gould findet die richtigen Worte und seine Schützlinge erarbeiten sich einen 8 Punkte Vorsprung. Nur die Foulbelastung für Kapitän Gelbke und Kathryn Verboom bereitet Sorgen. Stina Harris verteidigt nunmehr mutig unter dem Korb gegen die große Centerspielerin Johanna Beck. Allerdings will in der Offensive kaum mehr etwas gelingen und der Vorsprung schmilzt 26 Sekunden vor dem Ende der Halbzeit auf 2 Punkte (34:32). Meagan Samis treibt den Ball nach vorne; es folgt ein „no-look“-Pass mit dem niemand rechnet und der im Seitenaus landet. Mit der letzten Aktion erzielen die Gäste einen ihrer 6 Dreier und statt mit vier oder fünf Punkten Vorsprung geht es mit einem Punkt Rückstand in die Kabinen. Trotzdem stehen die Fans nochmals auf und schicken die Teams mit einem motivierenden Applaus in die Pause.
Im dritten Viertel läuft auf Seiten der Gould-Schützlinge plötzlich nichts mehr zusammen. Turn-overs (insgesamt je 16 für beide Teams) werden produziert, auch will kein „luck shot“ gelingen, während auf der anderen Seite der Ball vom Ringrand oder Brett durch das Netz gleitet. Die Auszeit will keine Besserung bringen, das Team liegt 14 Punkte hinten und niemand steht mehr in der Halle, es wird ruhig und Rechenspiele beginnen, wie man doch noch die Play-Offs erreichen könne. Mit 46:55 geht es in den Schlussakt. „Jetzt ein Drei-Punkte-Spiel und es geht noch was!“, hört man vom Anschreibetisch. Mandy Müller hat den Ball, zieht in die Zone, der Pfiff ertönt und der Ball senkt sich durch den Ring zu zwei Punkten. Als der Freiwurf sichert verwandelt wird und das „and-one“ perfekt ist, haben die Zuschauer die ersehnten drei Punkte und die Karten scheinen neu gemischt. Die TOWERS kämpfen sich auf zwei Punkte heran, verteidigen stark in der Zone und erobern den Ball, da folgt eine Unachtsamkeit Jalalpoors, die nicht mit einem Samis Pass zu rechnen scheint und Bamberg startet den fast-break. Die Entscheidung? Nein. Erneut steht die von lautstarken „Defense -Defense!“-Rufen der Fans angetriebene TOWERS Verteidigung und fischt den Rebound aus der Luft. Beim Stand von 61:63 verwandelt die an diesem Abend überragende Meagan Samis (33 Punkte/ 12 Rebounds/ 85% Freiwurfquote) beide Freiwürfe zum umjubelten Ausgleich. Und dann sollte Uta Gelbke endlich gelingen, was den TOWERS bis zu ihrem Wurf verwehrt geblieben war: sie erzielt den ersten Dreier für ihr Team! Die Speyerer Osthalle steht kopf und niemanden hält es auf den Sitzen, als Anja Jalalpoor und erneut Meagan Samis vier Freiwürfe in Folge zum 70:63 verwandeln. Selbst als Kapitän Uta Gelbke mit ihrem fünften persönlichen Foul unter frenetischem Applaus ausscheiden muss und Bamberg ein letztes Mal alle Kräfte mobilisiert, zerstören die im Schlussakt physisch uns psychisch stärkeren TOWERS die aufkeimende Hoffnung mit dem zweiten Treffer von der 6,75 Meter-Linie – dieser Dreier von Meagan Samis bringt die Entscheidung und die TSV TOWERS Speyer-Schifferstadt sind mit einem weiteren Heimsieg (73:67) ein heißer Anwärter auf einen Play-Off Platz. Headcoach Mike Gould: „Wir wollten Basketball-Events bieten? Bitte – das war eines!“
Die Frage, wie er die Chancen in den verbleibenden drei Begegnungen ( gegen die direkten Konkurrenten Heidelberg, Leimen und schließlich daheim gegen Mainz) einschätzt, beantwortet der walisische Übungsleiter trocken: „Uns scheinen in diesem Jahr Spitzenteams zu liegen, jetzt haben wir Spiele gegen drei von ihnen!“ Neben der jungen und sympathischen Bamberger Mannschaft, die nie aufsteckte und bis zum Schlusspfiff fair um ihre Chance kämpfte, verdienten sich die souveränen Unparteiischen Christian Klaverveld und Rafael Montalban Bestnoten.(pop)