In der für den allgemeinen Spielbetrieb ruhigen Phase der Saison haben die Auswahlspieler und die Jugend-Nationaltrainer volles Programm. Auch U18-Headcoach Kay Blümel war kurz vor Weihnachten und über Silvester bei Try-Outs und einem internationalen Turnier anwesend. Im Interview mit der Redaktion von nbbl-basketball.de äußert er sich über die intensiven Sichtungen der DBB-Trainer und dem Niveau der aktuellen Jahrgänge.
Coach Blümel, welche Erwartungen haben sie an die Spieler bei Maßnahmen wie den U20-Tryouts?
Kay Blümel: „Ich, und diese Einstellung teile ich mit den anderen Bundestrainern, habe den Anspruch an die Spieler, dass sie die ihnen gegebene Chance zu schätzen wissen und diese auch nutzen wollen. Da kann sich niemand ausruhen, weder im Angriff, noch in der Verteidigung. Es liegt an den Spielern, sich uns Coaches aufzudrängen und zu signalisieren, dass sie auch hier sein wollen, um uns von ihren Qualitäten zu überzeugen. Mit den Jahren sind die Anforderungen an junge Spieler im internationalen Vergleich deutlich gestiegen, weswegen wir uns gern ein breites Bild machen und bei Maßnahmen wie den U20-Tryouts auch über 30 Jungs einladen.“
In Heidelberg standen mit Jacobo Hofmann (Valencia, ESP) und Philipp Jahn (Oklahoma Wesleyan, USA) zwei ´92er auf dem Parkett, die in Deutschland noch vollkommen unbekannt sind.
„Das ist richtig, und es war uns wichtig, beide Spieler im direkten Vergleich mit anderen Talenten ihres Jahrgangs auf dem Feld sehen zu können. Für beide war es die erste DBB-Maßnahme, sie verfügen allerdings über eine ausgezeichnete Grundausbildung, wodurch man überhaupt nicht merkt, dass sie noch nie bei einem Lehrgang dabei waren. Philipp ist ein variabler Flügel, der einen guten Körper hat, sich in der Verteidigung reinhängt und vorne sehr kluge Entscheidungen trifft. Auf Jacobo wurden wir über Emir Mutapcic, beziehungsweise Svetislav Pesic aufmerksam, die ihn in Valencia haben spielen sehen.“
Wo sehen Sie Stärken und Schwächen der Jahrgänge 1992 und 1993, von denen Letzterer aktuell den ältesten der NBBL darstellt?
„Schon in der Breite, aber vor allem in der Spitze auf internationalem Level, ist der Jahrgang 1992 extrem athletisch. Das war schon 2010 beim Albert Schweitzer Turnier ersichtlich, als die damalige U18-Nationalmannschaft im Halbfinale gegen die USA gespielt und diese mit ihren eigenen Waffen geschlagen hat. Gerade auf dem Flügel, aber auch am Brett sind ganz hervorragende Athleten vorhanden, was nicht zuletzt ein Grund dafür ist, dass die ´92er im vergangenen Sommer als damals noch jüngerer Jahrgang einen Großteil der U20-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Spanien gestellt haben.
Der Jahrgang 1993 ist in der Qualitäts-Breite etwas dünner besetzt, wenngleich sich in der Spitze immer noch ein paar hochinteressante Talente befinden. Gerade Spieler wie Besnik Bekteshi, Dennis Schröder oder Bogdan Radosavljevic sind im Auge zu behalten.“
In wie fern nimmt sie als Bundestrainer die NBBL in die Pflicht, möglichst keinen Spieler durchs Raster fallen zu lassen?
„Es ist grundsätzlich unmöglich, immer alle Spieler auf dem Schirm zu haben, wie die beschriebenen Einzelfälle eines Jacobo Hofmann oder Philipp Jahn zeigen – wobei die beiden nicht in der NBBL gespielt haben. Für uns als Bundestrainer sind NBBL und JBBL ein ideales Instrument, um die Jungs Woche für Woche im Auge behalten zu können. Dabei sind die erhobenen Statistiken auf der einen Seite hilfreich, drücken aber nicht den kompletten Wert eines Spielers aus, da Dinge wie eine gute Einstellung oder Arbeitsbereitschaft in der Verteidigung sich nicht in Zahlen festhalten lassen. Aber das Netz auf nationaler Ebene ist durch die Nachwuchsligen engmaschiger geworden.“
Im Idealfall rücken Talente nach ihrer NBBL-Karriere in einen Erstligakader auf, viele spielen aber auch in der ProA und ProB, um sich dort weiterzuentwickeln.
„Das ist etwas, dass für den Reifeprozess junger Spieler sehr wichtig sein kann. Nicht viele 19- oder 20-Jährige sind schon bereit in der Beko Basketball Bundesliga zu spielen, von daher ist die Plattform der „Jungen Liga“ sehr gut für sie. Wir Bundestrainer begrüßen es, dass sich immer mehr Vereine in der ProA und ProB der Aufgabe stellen, Talente auszubilden und sie entsprechend früh in ihre Programme einbinden – wie es beispielsweise bei Paul Zipser in Heidelberg oder Ismet Akpinar in Wedel der Fall ist.“