Die Bundesliga und eine Autogrammstunde beim Deutschen Turnfest in Berlin
„Boney“ Mahoney besucht Deutschland. Die lange Zeit in Bad Dürkheim und Kirchheimbolanden prägte den Amerikaner. Aufgrund seiner großen Liebe und vielen unvergesslichen Momenten rund um die Korbjagd ist die Pfalz längst seine zweite Heimat. Gemeinsam mit „alten Freunden“ leben die glorreichen Zeiten wieder auf. Über ein goldenes Ereignis ist Mahoney besonders gerührt.
James „Boney“ Mahoney ist für vier Wochen zurück an seiner alten Wirkungsstätte. Aktuell besucht der „Kult-Korbjäger“ viele Freunde. Fast täglich ein neuer Termin, wie er verrät. Der in den 1960er und 1970er Jahren erfolgreiche und bei Mitspielern und Fans gleichermaßen beliebte Amerikaner hatte maßgeblichen Anteil am Höhenflug der Korbjäger in der Pfalz – ganz besonders für den TV Dürkheim und den TV Kirchheimbolanden, für den Mahoney sogar in der Bundesliga spielte. Bei seinem Urlaub trifft sich Mahoney mit vielen ehemaligen Spielern und seinen Freunden. Das pflegt er schon lange. Mahoney kommt immer wieder zurück an den Donnersberg, ehe „Corona“ ihm 2020 und 2021 einen Strich durch die Rechnung machte. Selbst im Frühjahr 2022 konnte Mahoney wegen den geltenden Corona-Bestimmungen nicht aus den USA ausreisen und beim 90. Geburtstag seines Freundes „Adi“ Bitschnau dabei sein. Die enge Verbindung nach Deutschland ist aber nie abgerissen. Jetzt wird vieles nachgeholt.
Im Rahmen eines geselligen Abends in einer Dürkheimer Weinstube wurde der damalige Leistungsträger, eine der prägendsten amerikanischen Basketball-Botschafter in der Region, vom Basketballverband Pfalz (BVP) für seine besonderen Verdienste mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Horst Eller aus Gönnheim nahm die besondere Auszeichnung vor. Der heutige BVP-Ehrenvorsitzende war als Vorsitzender und in anderen Funktionen über fünf Jahrzehnte entscheidend an der positiven Entwicklung des Basketballsports in der Pfalz beteiligt. Für seinen besonderen Ehrenabend hatte Mahoney neben Eller unter anderem mit Martin Schwarzweller, ehemaliger Geschäftsführer des Sportbundes Pfalz, einen weiteren wichtigen pfälzischen Weggefährten eingeladen.
Bratwurst mit Bratkartoffeln
„Boney hatte gebeten, mal wieder richtig gut Deutsch zu essen“, erzählt BVP-Ehrenvorsitzender Eller. „Er bestellte sich dann auch Pfälzer Bratwurst und Bratkartoffeln, eines seiner Lieblingsgerichte. Es war ein lustiger, ein sehr gelungener, aber auch ein besonders emotionaler Abend.“ Mit der höchsten Pfälzer Basketball-Auszeichnung hatte der 81Jährige nicht gerechnet. Von Ellers authentisch vorgetragenen und unter die Haut gehenden Erzählungen über Mahoneys herausragende Erfolge, aber auch über seine großen Verdienste für die deutsch-amerikanische Freundschaft zeigte sich der „Pfälzer Basketball-Pionier“ gerührt und überwältigt. Eller brachte mehrere alten Unterlagen mit – Spielberichte, Fotos und Zeitungsartikel. Diese besonderen Zeitdokumente gaben die Steilvorlage, um in den „guten alten Zeiten“ zu schwelgen. Plötzlich war alles wieder ganz nah. Wie das deutsche Turnfest mit dem TV Dürkheim 1968 mit dem sensationellen zweiten Platz der Basketballer. „Das bleibt unvergesslich. Dank unseres Superstars Mahoney durften wir in Berlin plötzlich alle Autogramme schreiben“, erinnert sich Eller. „Ein unbeschreiblicher Moment!“ Bei Eller und Mahoney glänzten die Augen, als sie über das „Highlight“ Berlin berichteten. Nicht nur als Spieler war der Amerikaner gefeierter Held. Mahoney war großer Menschenversteher, Motivator und Vorbild. Auch als Trainer sorgte er im Basketball in der Region für große Aufbruchstimmung. Er trainierte lange die Damenmannschaft des TV Dürkheim – hier lernte er seine Frau Konstanze „Connie“ Goger kennen. Die Schwester von Dürkheims erfolgreicher Korbjägerin Anette Hassert ist viel zu früh verstorben – für Mahoney war der große Schicksalsschlag aber erst recht Verpflichtung, jedes Jahr immer wieder in seiner zweiten Heimat zu sein, Familie und seine deutschen Freunde zu treffen.
Bischoff-Bier im Keller gebunkert
Ein großes Thema an dem Abend in der Weinstube war seine Zeit in der Kleinen Residenz. Die großen Erfolge mit dem TV Kirchheimbolanden lebten plötzlich wieder auf. Mahoney ließ keine Gelegenheit aus, seine tolle Zeit in Deutschland in Erinnerung zu holen: Dass er sehr oft von der US-Armee freigestellt wurde, um beim TVK trainieren zu können. Teilweise stand er täglich in „Kibos“ Basketball-Halle. Die Erfolge 1968 in der Oberliga Südwest. Dann der überraschende Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse – auch dank des „Marathon-Mannes“ Mahoney, dem kein Aufwand zu viel und kein Weg zu weit war. Der Amerikaner erzielte oft nicht die meisten Körbe. Doch er zählte immer zu den auffälligsten Akteuren auf dem Spielfeld. Zeitungen bezeichneten damals immer wieder Mahoney als „Laufwunder“ oder „wertvollsten Spieler“. Sein Engagement beim TVK und die daraus entstandenen festen Freundschaften beeinflussten sein Leben entscheidend. Die meiste Zeit seines diesjährigen Deutschland-Aufenthalts verbringt Mahoney 2022 auch deshalb in Kirchheimbolanden mit seiner alten Clique. „Das war ein richtig schöner Abend in der Weinstube in Bad Dürkheim. Vermisst habe ich dort nur mein geliebtes Bischoff-Bier“, schmunzelt Mahoney. „Doch das bekomme ich ja in Kibo.“ Dieses Mal gar nicht so leicht, nachdem die Traditions-Brauerei vom Donnersberg wegen Insolvenz seinen Betrieb einstellen muss. Doch seine TVK-Kumpanen hatten in den letzten Monaten genügend Kisten seines Lieblings-Bieres im Keller deponiert. Mit den „richtigen Getränken“ stehen viele Termine in der Nordpfalz in seinem Kalender. Die gemeinsame Zeit mit Boney Mahoney, fast jeden Tag in den vier Wochen seines Aufenthalt, ist eine Reise in die Vergangenheit. In eine erfolgreiche Basketball-Epoche, die weit über die Pfälzer Grenzen für Furore sorgte. Und aus der viele neue Korbjäger hervorgegangen sind, die heute noch aktiv sind… (Uwe Eid)
Horst Eller (rechts), Ehrenvorsitzender des Basketballverbandes Pfalz, verleiht Boney Mahoney die Goldene Ehrennadel des BVP.
Die „glorreichen Zeiten“ leben in einer Weinstube wieder auf – u.a. mit Horst Eller, Boney Mahoney, Martin Schwarzweller (von links). Rechts die Ehefrau des ehemaligen Geschäftsführers des Sportbundes Pfalz.