Olympische Spiele Höhepunkt für Gönnheims „prominenten Sportbotschafter“
Ein Schien- und Wadenbeinbruch brachte ihn vom Fußball zum Basketball. Ein Glücksfall für die Korbjäger. Horst Eller war Vordenker. Einer der großen Pfälzer Pioniere. Mit bedeutenden Spuren im TV Dürkheim, Basketballverband und Sportbund Pfalz. 2022 hat er seine letzten Ämter abgegeben und widmet sich in Gönnheim gleich doppelt „seiner großen Liebe“.
Die Entscheidung ist ihm nach fast 60 Jahren in „Amt und Würden“ nicht leichtgefallen. Nach seinem 85. Geburtstag und kurz vor dem Verbandstag am 25. Juni, übergab Horst Eller die Leitung der Geschäftsstelle des Basketballverbandes Pfalz (BVP) an seinen Nachfolger, den 2. BVP-Vorsitzenden Robert Back (Landau). Den Vorsitz des Verbandes hatte er bereits früher an Stephan Walch übergeben. Eller ist einer der großen Pfälzer Pioniere. Der Basketball und insgesamt der Sport in der Pfalz haben ihm viel zu verdanken. 1963 gründete er die Basketballabteilung im TV Dürkheim. Nur ein Jahr später wurde er bereits als 2. Vorsitzender in den pfälzischen Verband berufen, den er selbst ab 1987 als Erster Vorsitzender weitere 23 Jahre führte. „35 Jahre lang bis 2022 leitete ich die Geschäftsstelle. Jetzt ist Zeit für Jüngere“, sagt das echte Pfälzer Original. „Parallel habe ich auch mein Amt als Veranstaltungsleiter im Sportbund Pfalz abgegeben. Das alles war eine verdammt schöne Zeit. Doch mit 85 und Blick auf meine Gesundheit ist nun Schluss.“ Kurz nach seiner Entscheidung stürzte er im heimischen Garten beim Gießen – Trümmerbruch im Schultergelenk. Die ersten Tage seines „Ruhestandes“ hatte sich Eller ganz anders vorgestellt.
Mit dem Roller täglich ins Training nach „Kibo“
„Wer so viel erlebt hat, wer so lange für den Sport gelebt hat, da ist natürlich nicht alles vorbei. Ich werde die Kontakte halten zu den Basketballern und zum Sportbund. Und werde helfen, wenn ich gebraucht werde“, erklärt Eller. „Ich werde die Freundschaften und die Geselligkeit im Sportbund Pfalz weiter pflegen, auch wenn ich kein offizielles Amt mehr habe. Als Ehrenmitglied werde ich bei vielen Sportausschusssitzungen in Edenkoben weiter dabei sein.“ Auch hat sich die Pfälzer Basketball-Ikone für zwei Freizeiten mit seinen Freunden vom Sportbund angemeldet – mit dem Verein der Pfälzer Sportgeschichte ging es in den Bayerischen Wald. Und mit vielen befreundeten Sportabzeichen-Prüfer stand eine Fahrt in den Südschwarzwald auf dem Programm. 75 Jahre für den Sport unterwegs ist eine lange Zeit, fast sechs Jahrzehnte davon in „offizieller Mission“. Reich gespickt an Erlebnissen, Erfolgen und Auszeichnungen bis hin zum rheinland-pfälzischen Sport-Obelisk, die Eller nicht mehr loslassen. Es fällt ihm schwer, einige wenige Höhepunkte herauszustellen. Zweifelsohne zählt seine Pionierarbeit dazu. „Als der TV Dürkheim 1963 eine Basketballabteilung gründen wollte und mich ansprach, kannte ich aus Amerika eigentlich nur Football oder Baseball“, erzählt Horst Eller mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Doch ich lernte schnell die Korbjagd kennen und war begeistert von dem schnellen Spiel. Unvergessen waren die vielen Fahrten nach Kirchheimbolanden mit meinem Roller. Manchmal trieb es mich fast täglich zum Training in die Nordpfalz. Mit Block und Stift beobachtete ich das TVK-Training. Der TV Kirchheimbolanden war der erste Verein in der Pfalz, der den Basketball in der Region bekanntmachte. Ich schaute mir alles ab und gab dann nach dem TVK-Vorbild Übungsstunden in Bad Dürkheim.“ Eller machte die amerikanische Sportart in der Kurstadt hoffähig. Unvergessen seien die Zeiten, bei denen der TuS Bischheim oder der TVK Pate für die Korbjagd in Bad Dürkheim spielten. Eine Zeit, in der Eller der große Dreh- und Angelpunkt war.
Fußball und Feldhandball, Theater und Tanzen
Fußball in Birkenheide, Feldhandball in Grethen. Auch Theaterspielen und Tanzen waren als Jugendlicher seine großen Leidenschaften. Erst später nach einer schweren Verletzung rückte in den Mittelpunkt der Basketball, bei dem Eller wie ein Magnet wirkte. Er gründete neue Mannschaften, auch im Damenbereich, lockte viele interessierte Sportler aus der Region an. Es dauerte nicht lange, da ging der TVD selbst in voller Blüte auf Korbjagd. Ellers Engagement wurde schnell über Dürkheims Grenzen hinweg geschätzt. Nur ein Jahr, nachdem der als erster Abteilungsleiter im TV Dürkheim den Basketballsport aus der Taufe hob, wurde er in den Vorstand des Basketballverbandes berufen. Und zählte von 1964 bis 2022 fast sechs Jahrzehnte diesem Gremium an. 2. Vorsitzender, dann lange Erster Vorsitzender und noch länger Geschäftsstellenleiter. Es gibt nur wenige Basketballer – vielleicht die ganzen jungen – die in der Pfalz den „Tausendsassa“ Eller nicht kennen. Es waren aber nie die Ämter, die Eller motivierten. Es waren stets die Menschen, die Begegnungen mit ihnen, vor allem aber auch die Jugendlichen und die Perspektiven, die der Sport bot, die den Gönnheimer in seinem großen Engagement antrieben. Dass er sein Tätigkeitsfeld über seinen Heimatverein und seinen so geliebten und geschätzten Fachverband hinaus zum Sportbund Pfalz erweiterte und das ebenfalls fast 60 Jahre lang, passt zu dem großen Menschenversteher und Sportbotschafter. Sich in den Dienst der Gemeinschaft stellen, Sportsgeist und Geselligkeit in Verein und Verband hegen und pflegen – das war Ellers Passion. „Tagsüber über den Sport in Seminaren füreinander da sein, sich gegenseitig unterstützen und voranbringen und abends zusammen feiern. Die Zeit beim Sportbund war eine sehr schöne. Mit jungen Leuten zusammen sein – das hielt mich jung“, erzählt Eller, der keinen der Tage in der Sportschule in Edenkoben oder die vielen Fahrten missen mag. Jedes einzelne Treffen sei ein Erlebnis gewesen. Wenngleich er von einem Event noch heute schwärmt: „Höhepunkt war sicherlich die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 2004. Mit einer Gruppe des Sportbundes Pfalz das weltweit größte Sportereignis hautnah und live in Athen zu erleben – das war eine ganz besondere Reise. Voll mit unvergesslichen Eindrücken!“
Gönnheim, sein Garten und seine große Liebe
Auch wenn Eller nicht mehr in der ersten Reihe steht, der bekennende Pfälzer wird nicht ganz „privat“ abtauchen. Beim Sportbund und Basketballverband wird Eller weiter gern gesehener Gesprächspartner sein. Was er besonders schätzen gelernt hat in seiner bewegten sportlichen Karriere? „Die vielen festen Freundschaften, die aus den zahlreichen sportlichen Begegnungen entstanden sind.“ Da muss Eller nicht lange überlegen. Er macht aber auch keinen Hehl daraus, dass er jetzt ganz bewusst sein privates Leben genießt – seinen Garten in Gönnheim, ein absolutes Lieblingsplätzchen. Und dass er noch mehr Zeit hat für seine große Liebe: Conny, die starke Frau an der Seite von Horst Eller. Der großes Vorbild für Generationen von Sportlern in der Region war und ist… (Uwe Eid)