Jan Wroblewski freut sich aufs Derby in der Regionalliga. Schon als Kind war er von der Korbjagd besessen.Den weiten Weg von Bellheim nach Speyer scheute das große Talent jahrelang nicht. Seine gute Ausbildung nutzt heute dem TV Bad Bergzabern. Der Kindheitspädagoge kennt beide Vereine aus dem Effeff – ein besonderes Match!
BAD BERGZABERN. Derby-Zeit in der 2. Basketball-Regionalliga. Am Samstag (18 Uhr, VG-Halle) empfängt der TV Bad Bergzabern die SG TV Dürkheim/BI Speyer II. Die vorderpfälzische Zweitliga-Reserve liegt nur zwei Zähler hinter den Kurstadt-Korbjägern. Neben dem Prestige geht es in dem packenden Pfalz-Duell auch um die Richtung: Welche Mannschaft startet final in der oberen Tabellenhälfte durch, welche orientiert sich eher zu den abstiegsbedrohten Teams? Die RHEINPFALZ sprach mit Jan Wroblewski.
Jan, wie kamen Sie als Bellheimer zum Basketball?
Ich habe direkt als Jugendlicher bei den Towers Speyer/Schifferstadt angefangen. Gefühlt 2007. In Bellheim gab es damals keinen Verein oder kein Angebot für Kinder. Mein Vater war in Germersheim aktiv, daher mein Bezug zum Basketball. Speyer wählte ich als Verein aufgrund seiner Verbindungen dorthin, außerdem gab es dort einen großen Nachwuchsbereich und gute Jugendarbeit.
Wie hat das mit den weiten Fahrten mehrmals die Woche nach Speyer überhaupt als Jugendlicher funktioniert?
Anfangs nutzte ich das „Taxi Papa“, ich wurde viel gefahren in die Trainingseinheiten. Später stieg ich auf die Bahn um. Ich hatte 35 Minuten einfache Fahrt zu den Trainingseinheiten. Insgesamt vom zeitlichen Aufwand musste ich neben der eigentlichen Trainingszeit davor und danach nochmals rund 90 Minuten extra rechnen. An diesen Tagen musste alles passen: Hausaufgaben mittags schnell erledigen oder abends nach dem Training nochmals ran an die Bücher oder Hefte. Nochmals später bin ich dann direkt von der Schule in Germersheim ins Training gefahren. Ja, das war alles viel Aufwand, aber ich wollte es ja so. Und die Zeit hat mir viel gegeben.
In welchen Mannschaften haben Sie während der langen Zeit in Speyer gespielt?
Mehrere Jugendteams bei den Towers. Zum Basketball-Internat Speyer bin ich in die U16 gewechselt, habe parallel zusätzlich bei den Towers weitergespielt. Ich spielte in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL), später dann mit dem älteren U19-Jahrgang in der Nachwuchs-Bundesliga. JBBL und NBBL – das waren gegen Topteams deutschlandweit spannende Erfahrungen. Im Herrenbereich lief ich zwei Jahre bei der zweiten Mannschaft der SG TV Dürkheim/BI Speyer auf und durfte bei der ersten Mannschaft in der Zweiten Bundesliga (ProB) mittrainieren. Nach dem Abstieg in die 1. Regionalliga erhielt ich dort meine Spielzeiten.
Welches war die größte Herausforderung, welches das größte Erlebnis in Speyer?
Das größte Erlebnis war ganz klar der dritte Platz bei der Deutschen U14-Meisterschaften mit den Towers 2009, gefolgt vom NBBL-Playoff-Spiel im damaligen „Audi-Dome“ von München, der Bundesligahalle des FC Bayern. Herausforderungen gab es auf hohem Niveau, egal bei welchem Team, ständig.
Warum sind Sie 2017 zum TV Bad Bergzabern gewechselt?
Ich war 21 Jahre, wollte viel spielen. In Speyer stellte man mir wenig bis keine Spielzeit in Aussicht, darum wollte ich ein Team finden, dem ich auf dem Feld weiterhelfen kann. Bergzaberns damaliger Coach Florian Hatt hatte mich schon im Sommer davor angesprochen. Das hatte ich noch im Hinterkopf und fackelte nicht lange. Sieben Jahre später kann ich sagen: Eine richtig gute Entscheidung!
Das Besondere am TVB?
Die Menschen hier, der Umgang miteinander, die familiäre Atmosphäre bei Bergzaberns Basketballern – ich fühlte mich von Tag eins an absolut Willkommen und bereue den Wechsel bisher keine Sekunde. Beim TVB fühle ich mich wirklich Zuhause.
Wie schaffen Sie den Spagat als Damen-Oberliga-Trainer und Leistungsträger in der Herren-Regionalliga?
Manchmal ist es nicht ganz leicht, der zeitliche Aufwand ist schon enorm. Glücklicherweise sind die Spielpläne relativ gleich, sodass die Heimspiele immer samstags nacheinander stattfinden. An den Auswärtswochenenden klappt es auch in der Regel. Manchmal muss man etwas jonglieren und vom einen Spiel zum nächsten fahren. Da die Trainingseinheiten ebenfalls nacheinander in der gleichen Halle stattfinden, ist auch das beim TVB maximal effizient gelöst.
Neben all der Verantwortung auf und neben dem Feld sind Sie auch der Social-Media-Beauftragte – professionell mit vielen Fotos und Kurzfilmen. Oder wie viele sagen: Jan, der Mr. Instagram beim TVB…
Das ist eine schöne Bezeichnung. Ich habe das letztes Jahr einfach so auf Eigeninitiative in die Hand genommen, um noch mehr aufmerksam zu machen, neues Publikum zu erreichen und eine noch größere Identifikation von Teams und Fans zu schaffen. Ich mache das als Laie abends auf der Couch. Das Feedback ist positiv. Es kommt bei allen gut an. Wir sind ein kleiner Verein, das hilft. Die Interaktion steigt permanent und mehr Menschen werden auch auf uns aufmerksam. Das ist wirklich toll!
Zwei Herzen in einer Brust – ist das Derby für Sie ein besonderes Match?
Das Derby ist immer etwas Besonderes. Wichtig ist das Match für uns auf alle Fälle, wenn man die Tabelle betrachtet. Wir wollen wie schon im Hinspiel in Speyer wieder die bessere Pfälzer Mannschaft sein! Es wird wahrscheinlich wieder speziell: ich treffe auf Gegenspieler, die ich in meiner Zeit als Jugendtrainer in der Speyerer U12 noch trainiert habe. Das ist immer ein schönes Gefühl, wenn diese Jungs einem dann die Stirn bieten wollen. Ansonsten hat sich das Team über die Jahre stark verändert.
Was macht Jan Wroblewski, wenn er ausnahmsweise mal nicht für den Basketball unterwegs ist?
Da gibt´s schon noch anderes: Als Kindheitspädagoge bin ich bei einem gemeinnützigen Träger angestellt. Ich arbeite dort als Integrationsfachkraft und in der Sozialpädagogischen Familienhilfe. Mein Privatleben teile ich gerne mit meiner Freundin Sandra und meinem Hund Lissy. Und natürlich steht in der Freizeit der Basketball ganz hoch im Kurs!
Interview: Uwe Eid